Alles immer, überall und in Echtzeit? Das Datennetz der Zukunft, 5G, wird genau das nicht können. Es ist besser, denn es entstehen Netze mit unterschiedlichen Charakteren für verschiedene Anwendungsszenarien. Das Vodafone Enterprise Plenum ließ sich bei einem Fokus-Workshop im Ericsson ICT Development Center Eurolab in Herzogenrath bei Aachen die Netz-Strukturen der Zukunft erklären.
Die Ingenieure des Netzpioniers haben klare Vorstellungen; sie gestalten Netzwerk-Familien. Geplant ist ein Technikformat vorwiegend für die gigantisch und rasant wachsende Zahl der Sensoren, also Rauchmelder, Paketlieferungen und Reisekoffer, kurzum für die große vernetzte Welt der Dinge. Sie werden als Teilnehmer mit dem Netz verbunden. Nötig ist Technik für minimierte Daten mit durchwachsener Geschwindigkeit.
Ferngesteuerte Maschinen sind hingegen anspruchsvoller: Eine Industrie-4.0-Produktion bedingt verzögerungs- und störungsfreie Übertragung, bei durchaus hoher Datenmenge, und zwar weitgehend stationär. Die Netzstruktur unterscheidet sich daher von der vorherig skizzierten Variante.
Die dritte-Netz-Familie: Dazu zählen selbstfahrende Autos und die vollständige Verkehrs- und Logistiksteuerung, und zwar stationär sowie immer und überall verfügbar. Autos von morgen erwarten Paketlaufzeiten im Millisekunden-Bereich. Agieren Menschen mit Maschinen, etwa bei der medizinisch-technischen Anwendung im OP-Saal, muss das Netz störungsfrei, in Echtzeit und mit hohen Datenmengen operieren.
Neben solchen Clustern erwartet das Ericsson-Team Neuentwicklungen mit erweiterten, neuen Anforderungen. Auch diese Familie braucht eine eigene Charakterisierung.
Und dann gibt es noch uns Smartphone-Nutzer, ein global stetig und noch immer schnell wachsender Massenmarkt. Unser Anspruch: immer und überall ein Netz für Datenaustausch, Videos, Gaming oder Social Media. Insgesamt erwartet Ericsson bis zum Jahr 2020 eine Großfamilie mit 26 Milliarden vernetzten Geräten.
Sportiv: Roadmap 5G
Die Roadmap für 5G ist vorgezeichnet: Bei den Olympiaden 2018 und 2020 erwarten Netzpioniere wie Ericsson erste technische Anwendungen auf 5G-Basis. Wie im Hürdenlauf reihen sich dafür globale technische Releases der globalen Telcos aneinander, für eine Evolution von LTE und das neue sogenannte „NX”-Format.
Letzteres sind Datenübertragungen mit sehr hohen Frequenzen. Dabei steigen Übertragungsmengen und Geschwindigkeit, im Gegenzug nimmt die Reichweite ab. Zugleich schrumpft die Antennentechnik ins Miniformat auf Mikrozellen. Das ist eine der Voraussetzungen für neue Netzformate. Im Idealfall wäre am Ende jeder Verbraucher zugleich Sender. Smartphones könnten gegenseitig Signale durchleiten, als die Daten weiterleiten.
Die Übertragungsraten in den Laboratorien via 5G sind heute bereits enorm, wie Vodafone und Ericsson bei der CeBIT vor wenigen Wochen demonstrierten. Eine erste Versuchsantenne aus dem Labor belegte im Messealltag Geschwindigkeiten jenseits der 10-Gigabit-Marke.