Kinder lernen spielerisch. Hier setzt „Calliope“ an: Die gemeinnützige Organisation hat ein Mini-Board entwickelt, das mit einfachsten Programmierübungen die Neugier an der Funktionsweise digitaler Technik weckt. Es besteht aus einem Mikroprozessor, einigen Leuchtdioden, zwei Schaltern, Bewegungs-, Temperatur- und Lichtsensor, USB- und Batterieanschluss, einigen Schaltkreisen, zwei Knöpfen, Bluetooth-Modul und Stecker für Elektromotoren. Grundschüler sollen daran das Programmieren üben, fit fürs Digitale werden.
Mit der rudimentären Ausstattung lassen sich flugs digitale Ideen umsetzen. Am Anfang stehen einfache Übungen, etwa das Smiley als LED-Bild zu visualisieren. Einige Befehle weiter blinkt das Icon bereits und schnell verstehen Schüler, wie sie auch ihren Namen als laufende Leuchtschrift programmieren. Das Einrichten eines Kopfrechnen- oder Rechtschreibtrainers, eines Lärmpegel-Warners fürs Klassenzimmer oder einer automatisierten metrologische Station ist anspruchsvoller, trotzdem machbar.
Klassenzimmer digital
Calliope ist keine Spielerei: Digital ist Zukunft, Programmieren ein wichtiger Schlüssel. Die Kenntnisse helfen, egal, ob ein Dachdecker per Drohne Schäden analysiert oder in der eMobility-Werkstatt der digitalen Schraubenschlüssel benötigt wird.
Keimzelle von Calliope sind enthusiastische Fachleute, Programmierer, Netzwerker, Pädagogen und etablierte Forscher, darunter die Design-Professorin Gesche Joost. Die Netzwerkerin leitet den Standort der GFKI (Gesellschaft für Künstliche Intelligenz) in Berlin und die GFKI-Forschungsgruppe „Interaktive Textilien“. Es sind Menschen wie sie, die sich unter dem Dach der gemeinnützigen Calliope GmbH versammelt haben.
Gemeinsam Zukunft denken
Die Anschubfinanzierung des Projekts stellte das Bundeswirtschaftsministerium, weitere Mittel von Konzernen folgten. Spender werden jedoch grundsätzlich nicht genannt, denn zwischen Wirtschaft und Schule zieht Calliope einen klaren Trennstrich. Calliope ist zudem ein Open Source Projekt und alle Lehrmaterialien gelten als Open Educational Resources. Kopieren und weiterreichen der Lehrmaterialien ist ausdrücklich gewünscht. Kindgerecht muss die Lösung sein, egal ob Programmierideen von der Ludwigshafener Wissensfabrik e.V., den Münchener AppCamps oder ob junge Softwarespezialisten und Unternehmer gemeinsam mit Pädagogen an einem Wochenende ein Ideenbuch mit didaktisch ausgefeilten Anleitungen kreieren.
Die harten Selbstverpflichtungen ebnen den Weg in die Klassenzimmer: Gemeinnützigkeit, anonyme und große Unterstützung seitens der Wirtschaft, gekoppelt mit dem Open-Source-Charakter und einer breiten Unterstützung quer durch die politische Landschaft, beeindrucken die Bildungsverantwortlichen. 16.000 Calliope-Mini sind bereits verteilt, meldet die Organisation, 25.000 produziert. In nahezu allen Bundesländern entstehen bereits je 100 Pilotschulen, im Saarland ist die Ausstattung der Bildungseinrichtungen gar flächendeckend.
Digital wird Standard
Jede Schüler sollte kostenfrei einen Calliope-Mini-Board erhalten, so das Ziel der Organisatoren. Schließlich gelte Programmieren als wichtige berufliche Qualifikation: Rund 1,4 Millionen passende Stellen müssten in den kommenden Jahren besetzt werden, davon 67 Prozent in Berufen außerhalb des Technologie-Sektors.