“Car2x“ kennt viele Varianten: Internet für die Fahrzeuginsassen, Telematik- und Verkehrsleitsysteme, Serviceeinheiten von Herstellern und Werkstätten, den Informationsaustausch der Fahrzeuge untereinander oder die autonome Fahrzeugsteuerung. Die Anforderungen an die Technik der Datennetze sind höchst unterschiedlich zeigte sich beim Workshop des Vodafone Enterprise Plenums im Leipziger Porsche-Werk.
Die Digitalisierung des Autos prägt eine rasante Entwicklung: Vor drei Jahren überraschte Google mit dem Vorstoß zum selbstfahrenden Auto die Hersteller; Tesla gestaltete einen Entwicklungssprung in Sachen Elektromobilität. Seither digitalisiert sich die Automobilbranche im harten Wettbewerb. Gemeinsame Basis für alle Marken sind die Übertragungstechniken. Die A9 zwischen München und Ingolstadt ist dafür seit vergangenem Herbst Teststrecke. Vodafone und weitere Provider und Ausrüster haben neueste Mobilfunktechnik installiert. Zusätzlich gestaltet der Düsseldorfer Kommunikationsanbieter gemeinsam mit der RWTA Aachen ein Testareal in Aldenhoven. Im Freiluftlabor werden die jüngsten Techniken für die digitale Zukunft der Automobile vor Ausbau auf den Prüfstand kommen.
Die fixe SIM-Karte ist bei vielen Neuwagenmodellen Alltag. Ein solch „Connected Car“ basiert auf UMTS-Standards, den Netzgenerationen 3 und 4G. Doch der Informationsfluss soll schnell werden, sehr schnell, sich nahe an der Echtzeit orientieren. Den Hintergrund erklärt Markus Dillinger von Huawei: Die heutige Sicherheitsabstand zwischen Fahrzeugen beträgt bei einer Geschwindigkeit von 100 Km/h rund 50 Meter. Rechnerisch ergibt das eine Reaktionszeit von 5,5 Sekunden, resultierend aus dem Wissen um Aufmerksamkeitslücken. Technik regiert hingegen sofort und zuverlässig. Daher könnten bei einer verbindlichen Reaktionszeit von 2 Millisekunden Autos in einem Abstand von 80 Zentimetern in Reihe fahren. In genau diesen Segmenten „denken“ die kommenden 5G-Netze.
Bis zum „Echtzeit“-Austausch via 5G sind evolutionäre Schritte der Technik geplant. International gibt es vereinbarte Techniksprünge, die in die Netzstrukturen eingeflochten werden. Bis ins Jahr 2020, so Guido Gehlen, Leading Automotive P&S Vodafone Group Enterprise Technology IoT, gibt es einen definierten Fahrplan. Entscheidend sind neben der wachsenden Datenmenge vor allem minimierte Paketlaufzeiten im Millisekunden-Bereich. „Autos werden eines der ersten vollständig vernetzen Elemente der Internet of Things (IoT) Community“, ist sich Guido Gehlen sicher.
„Broadcast“ ist eine weitere Anforderung. Ein Datenzentrum sammelt Navigationsdaten aus den Fahrzeugen, verarbeitet diese und sendet Serviceinformationen an alle oder ausgewählte Gruppen. Das bedingt hohe Datenmengen und eine Netzstruktur, die alle Fahrzeuge bedient. Ebenso benötigt die Zukunft des digitalen Automobils ein „Unicast“-Format für spezielle Informationen an einzelne Fahrzeuge. Der Hersteller- oder der Werkstattservice erfordern für einen bestimmten Wagen einen eigenen Datenkanal. Solchen braucht auch die Ampel, die mit der Fahrzeuginformation auf einzelnen Fahrspuren den Verkehrsfluss optimiert.
Und noch eine Besonderheit prägt die mobile Zukunft: im „direct mode“ werden punktuelle Informationen ausschließlich für Autos auf einer bestimmten Strecke jongliert. Signalisiert die Fahrzeug-Sensorik eine lokale Gefahrenstelle, Glatteis oder gar einen Unfall, wird die Warnung unmittelbar an nachfolgende Fahrzeuge und Fahrer übermittelt. Ein lokales Datencenter nimmt die Erstinformation per 5G-Verbindung auf und steuert die Warnung an die Fahrzeuge auf der Strecke. Bei Netzlücken durch Funkschatten würde der Austausch über eine Wlan-Variante funktionieren, sogar als Kette von Fahrzeug zu Fahrzeug.