6. Mai 2022

Fernschreiben

Fireside Chat   •••

Bullish für Europa

Business Angel, Advisor, Investor und Co-Host des meinungsstarken Podcasts Doppelgänger : Philipp Klöckner berichtet im Tech Talk mit seinem kongenialen Gegenüber Philipp Glöckler „ausgewogen, aber nicht erschöpfend“ von Elon Musks neusten Ideen, seinen eigenen VC-Aktivitäten und, und, und … Die Begeisterung für richtig gute Ideen, die ihn dabei antreibt, wird auch beim Fireside Chat mit Eric Otoo spürbar: Zu einem Zeitpunkt, als kaum jemand an die Geschäftsidee von Gorillas glaubte, eine ungewöhnlich hohe Summe investieren? Für ihn hat es sich ausgezahlt.

An Bitcoin als Schutz vor der Inflation oder Transaktionsmittel glaubt er hingegen nicht und würde – wenn vor die Wahl gestellt – eher auf Ethereum setzen. Ob auf herkömmlichem Wege oder in der Blockchain: „Nichts reist schneller um die Welt als Geld!“ Und so sieht er das Funding für interessante neue Geschäftsmodelle nicht gefährdet, rät deutschen Investoren aber, nicht immer nur auf den BWL-Studenten zu setzen, der alte Geschäftsmodelle durch Digitalisierung etwas effizienter macht. Vielmehr sollten sie nach den jungen Gründer:innen Ausschau halten, die nichts weniger möchten, als mit einem neuen Pflanzenschutzmittel die Nahrungsmittelproduktion zu revolutionieren.

Als Wertegemeinschaft wird Europa immer junge, schlaue Köpfe anziehen, so Klöckner. Seine Wetten würde er dabei vor allem auf die Sektoren Health, Construction und Education platzieren. Und auch von Start-Ups, die in einen ESG-Index gelistet werden, könnte eine große Sog-Wirkung ausgehen.

Start-Up Day   •••

Scheitern macht stark

Warum sprechen wir bei Investitionen in Start-Ups eigentlich von Wagnis-Kapital und nicht von Chancen-Kapital? Ähnlich ließe sich die Perspektive auf das Scheitern umdrehen: Ist es nicht die beste Schule, durch die man gehen kann? Naomi Jaguttis hat sie mit ihrem Start-Up Bill.less gemeistert und steht heute um einiges schlauer im Leben. Was vor zwei Jahren mit viel Elan und einer guten Idee begann, ist nun Stoff für unsere Fuckup-Session mit einem mega Erkenntnisgewinn: Scheitern passiert täglich, aber wenn man nicht drüber spricht, gehen die Learnings verloren. Für Naomi Jaguttis war das zum Beispiel die Tatsache, dass Customer Centricity wesentlich für den Erfolg ist. Oder dass die technische Umsetzung auch daran hängt, ob man frühzeitig die richtigen Partner gewinnen kann. Sie würde jederzeit wieder gründen, sagt sie, und würde sich dabei von Anfang an mit den Co-Foundern über tieferliegende Ziele auseinandersetzen und diese einem Reality-Check unterziehen.

Start-Up Day   •••

Sustainability as a Service mit Planetly

Scope1 – easy, Scope 2 – mit einer guten Buchhaltung machbar, aber Scope 3 – das ist was für Experten. Wer schon einmal versucht hat, die Klimabilanz für das eigene Unternehmen zu erstellen, kommt an dieser Erkenntnis nicht vorbei. Planetly unterstützt Unternehmen dabei, transparentere Lieferketten zu schaffen und dabei nicht nur Energie zu sparen, sondern sich jetzt für die Zukunft aufzustellen. Das wird immer bedeutsamer  – sei es angesichts des Lieferkettensorgfaltspflichtgesetzes oder weil Investoren wie Black Rock Nachhaltigkeit zunehmend in den Mittelpunkt ihrer Investitionsstrategie stellen. Harriet von Kügelgen zeigt, wie Planetly Daten intelligent und automatisch nutzt, um Optimierungspotenziale aufzudecken und dynamische Anpassungen zu ermöglichen.

Start-Up Day   •••

Gropyus: Lieferheld für nachhaltiges Wohnen

Die Bauindustrie hat ein Problem: Denn Gebäude verursachen laut International Energy Agency 38 % der weltweiten CO2-Emissionen. Und ihre Produktivität hat sich in Deutschland weit unterdurchschnittlich entwickelt, sagt Markus Fuhrmann , Mitbegründer von „Mjam“, einem Vorläufer von Lieferheld und Delivery Hero, und jetzt CEO von Gropyus . Der Grund: Der Trend zu Standardisierung, Automatisierung und Digitalisierung ist an der Bauindustrie vorbeigegangen. Das will Gropyus ändern, indem das Unternehmen Bauen und Wohnen weniger als Projektarbeit begreift, sondern eher in Produkten denkt. Diese Lösungen orientieren sich an den UN-Zielen für Nachhaltigkeit und ermöglichen das mit einer digitale Dienstleistung: Wohnungen entstehen zunächst als Digitaler Zwilling und werden dann seriell aus möglichst CO2-neutralen Holz-Elementen konstruiert, die von Roboter-Zellen produziert wurden. Das spart darüber hinaus Zeit, erleichtert Genehmigungsverfahren und senkt die Kosten. Gropyus denkt beim Betrieb des Smart Homes gleich an eine Lösung aus einer Hand und berücksichtigt dabei gleichzeitig Privacy-Themen.

Start-Up Day   •••

Frischer Wind mit Rysta

Der nächste Winter kommt bestimmt und damit nicht nur an Schulen wieder die Streitfrage: Fenster auf oder Fenster zu? Eine datenbasierte Antwort liefert Rysta mit der CO2-Ampel . Was es dafür braucht? Eine Steckdose, WLAN und eine handliche Rysta-Box, wie Co-Founder und Geschäftsführerin Julia Gebert erklärt. „Wir wollen kein schmutziges Wasser trinken, warum sollten wir verbrauchte Luft atmen?“, sagt sie. Die Box zeigt an, wenn die Raumluft nicht mehr ganz so frisch ist. Das ist auch nach Covid hilfreich, denn sie kann noch mehr: Neben CO2-Gehalt der Luft, ihrer Temperatur und Feuchtigkeit zeigt sie auch den Luftdruck an, die Lautstärke und die Helligkeit im Raum. Das macht Bestandsgebäude smart und mit der IoT-Lösung sowie einem verständlichen Dashboard können zum Beispiel Kinder und Erzieherinnen im Kindergarten direkt reagieren. Das spart Energie, weil nicht durchgehend die Fenster geöffnet bleiben müssen und ist auch im Sinne eines gesunden Arbeitsumfelds zukunftsweisend.

Start-Up Day   •••

Brands go east mit TD Reply

Lars-Alexander Mayer von TD Reply hat nicht weniger vor, als den chinesischen Markt für seine Kundenunternehmen fassbar zu machen. Der Geschäftsführer der Agentur für datengetriebenes Marketing hat dabei insbesondere die Generation Z in China im Blick, die viel aufgeschlossener als ihre Eltern gegenüber lokalen Luxus-Marken ist. Der neue Konsum-Patriotismus bedeutet für westliche Angebote: besser zuhören (z. B. per Social Listening) und Angebote auf die Bedürfnisse der Zielgruppe anpassen. Das ist jedoch nur eines von vielen Produkten, die TDReply entwickelt hat, um Daten besser nutzbar zu machen. Ob das Unternehmen aus ihnen 50.000 neue Vertriebsorte für Coca-Cola ableitet oder anhand des Data Creativity Scores ADC- und Effie-Gewinner-Kampagnen beurteilt: Es gehe dabei immer mit dem Mindset eines Start-Ups vor und entwickele sich dadurch innovativ weiter, so Mayer.

Start-Up Day   •••

Hire for attitude – spielerisch mit der Aivy.app

Blut, Schweiß und Tränen brachten früher in Assessment Centern nicht immer die Besten für einen Job hervor – das haben Personaler längst eingesehen. Aber sind sie sich auch bewusst, dass selbst im freundlichsten Vorstellungsgespräch Fallen lauern? Unbewusste Voreingenommenheit, die Gefahr, nach den immer gleichen Mustern auszuwählen oder einfach schlechte Beurteilungsbedingungen können dazu führen, dass geeignete Kandidat:innen einfach übersehen werden. Alexandra Kammer erkundet mit der App Aivy die Stärken von potenziellen Bewerbern spielerisch: Sichtbar werden dadurch Methodenkompetenz, Sozialkompetenz, Fachkompetenz, Personale Kompetenzen und Veränderungskompetenz der User:innen – Dinge, die nicht im Lebenslauf stehen. Und das bereitet hoffentlich auch den Weg für eine gerechtere und diversere Auswahl.

Start-Up Day   •••

Zahn zulegen mit Avocargo

Matti Schurr von Avocargo schaltet einen Gang hoch: Zum Abschluss der Pre-Seed-Runde holte er mit seinem Team neue Investoren an Board, mit deren Invest eine ganze Equipe aus der Berliner E-Lastenrad-Flotte werden soll. Innerhalb des letzten Jahres wuchs sie schon auf 110 Cargo-Bikes an, die nach einem Free-Floating-Modell in Berlin genutzt werden können. Avocargo schließt damit eine Lücke in der (Micro-) Mobility-Landschaft und nutzt Partnerschaften mit Retail und Unternehmen, um das Modell weiter zu scalen. Das Ziel für 2026: 40.000 Bikes in mehr als 100 Städten anbieten. Dabei setzt das Start-Up auf Leasing statt Kauf, um schneller zu wachsen – und erschließt sich zusätzlich den Zweitverwertungsmarkt. Man merkt: Das Team ist nicht neu in der Mobility-Branche. Matti Schurr kommt vom Car-Sharing und sattelte unter anderem auf die Lastenräder um, weil jedes von ihnen das Potenzial hat, mehr al 500 kg Co2-Equivalent pro Jahr einzusparen. Einmal selbst aufs Rad schwingen? Beim Start-Up Day konnten es die Plenums-Member ausprobieren – auch das ein schöner Vorteil unseres Treffens live und vor Ort.

Start-Up Day   •••

Wind ernten mit Mowea

Mit einer durchschnittlichen Höhe von 45 Metern sind die Sendemasten von Vantage Towers sehr viel kleiner als Windräder – und doch lohnt es sich, ihren Energiebedarf gleich mitzudenken . Mit den modularen Windkraftanlagen von Mowea erzeugt der Infrastrukturanbieter an 52 Masten schon in dieser Höhe den Betriebsstrom zu zwei Dritteln selbst. Das Start-Up hat die Kleinkraftanlagen, die nach dem Lego-Prinzip zusammengesetzt werden können, aber auch schon auf Gebäuden oder unter Brücken installiert. Managing Partner Robert Johnen möchte mit dem dezentralen Modell die Energiewende beflügeln und setzt schon zum nächsten Sprung auf einen neuen Nachhaltigkeits-Level an: Auch bei den Werkstoffen denkt Mowea um und erprobt biobasierte Werkstoffe für die Micro-Windanlagen.

Start-Up Day   •••

Mit Meta-Bot stark gegen Diskriminierung

Gehört für Sie Diskriminierung zum Alltag? Und was tun Sie dagegen? Said Haider macht Menschen stark – mit dem ersten Antidiskriminierungs-Chatbot Meta-Bot . Der funktioniert sehr niedrigschwellig und gibt Auskunft darüber, welche rechtlichen Handlungsmöglichkeiten Betroffene haben. KI-gestützt erkennt das System, um was es im Einzelfall geht, und bietet Informationen an. Das ist insbesondere dann hilfreich, wenn die Antidiskriminierungs-Hotline des Bundes überlastet ist und keine telefonische Beratung anbieten kann – ein Dauerzustand seit 2020. Auch Unternehmen können bald Engagement auf dem Gebiet zeigen und ihren Mitarbeitenden eine Chat-Beratung anbieten. Im Q&A mit Said Haider beim Start-Up Day zeigt sich: Das Thema interessiert, macht nachdenklich und zugleich neugierig auf die Weiterentwicklung. Eine wesentliche Neuerung nannte Haider exklusiv beim Start-Up Day: Statt des Namens mit Verwechslungspotenzial wird die Lösung bald einen neuen tragen: Yana – für „You are not alone“ – und das ist die wichtigste Botschaft der Initiative.