9. Juni 2020

Innovation made in Germany

Geht es Ihnen auch so? Ich frage mich: Wie kann es sein, dass jetzt schon bald die Sommerferien beginnen? Die Zeit rast in diesen äußerst intensiven Wochen und Monaten. Die Arbeit (und ihre ganz andere Art der Organisation) ist für viele von uns mehr geworden. Und doch fühlen sich die vergangenen Wochen für mich nicht so lang an, wie sonst die Arbeitsphase in den ersten beiden Quartalen eines Jahres.

Sprunginnovation made in Germany

Den nächsten genialen Software-Code finden, die nächste revolutionäre Antriebstechnologie oder andere Geistesblitze – und in Deutschland wirtschaftlich verwerten – das ist die Aufgabe von SprinD. Dafür stellt die neugegründete „Bundesagentur für Sprunginnovationen“ jede Menge Unterstützung bereit: Sie finanziert Vorhaben nicht nur, sondern sucht nach Ideen und den Personen dahinter, unterstützt bei Bedarf bei der Zusammenstellung von Teams, kann technologische und unternehmerische Expertise einbringen und stellt ein Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft bereit. Ihr Gründungsdirektor Rafael Laguna de la Vera gründete selbst Open-Xchange, das im großen Stil für die Internetwirtschaft Open-Source-Software entwickelt. Schafft er es die Brücke zwischen Start-up- und Behördenmentalität zu bauen?

SPRIN–D ›
Bundes-Chef-Innovator Rafael Laguna ›
Der Sprungmeister ›

Wenn der Postmann tausendmal klingelt

Das Startup LivingPackets hat nachhaltige Versandboxen entwickelt, die mehrfach (bis zu tausendmal) verwendet werden können. So möchten die Gründer die ca. 100 Milliarden Kartons ersetzen, die jährlich für den einmaligen Versand im eCommerce produziert werden. Da sich der Online-Handel auf steilem Wachstumspfad befindet, ist für reichhaltige Nachfrage gesorgt.

Ad-on der cleveren Idee: Die Logistik-Kisten werden mit Chips ausgestattet, von denen sich Absender und Empfänger ablesen lassen. Gleichzeitig sollen sie „trackable“ sein – ein Feature, ohne das viele Logistik-Dienstleistungen kaum noch auskommen. Bis jetzt hat das Startup in einer Crowdfundig-Kampagne 5 Millionen Euro eingesammelt. Ihr Versprechen: Das Unternehmen gibt 50% des Gewinns zurück an die Crowdfunder – bis sie das Fünffache ihres Beitrags erhalten haben.

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Online-Handel nach dem Virus ›

Spieglein, Spieglein…

Als hätte Miss Sporty-Gründerin Valerie Bures-Bönström es vorausgesehen, dass sich der persönliche Workout zunächst zunehmend und dann für einige Monate komplett in die eigenen vier Wände verlagern würde: Mit „Vaha“ liefert sie eine spannende Kombination aus stylischer Ware und Dienstleistung, die genau das Bedürfnis von Fitness-Hungrigen trifft. Ganz konkret: Wer den körpergroßen Standspiegel plus eingebauter Kamera bestellt, bucht damit gleich seinen persönlichen Trainer mit. Der überprüft und korrigiert die Übungen – Motivation und Spaß inbegriffen. Zahlreiche Investoren hat die Mehrfach-Gründerin mit dem Konzept überzeugt.

Der Fitnessspiegel ›
VAHA ›

Göppingen erobert die Welt

Die Gelegenheit war günstig: Permira hat ein großes Paket Teamviewer-Aktien verkauft. Doch das verunsicherte die Analysten von Goldman Sachs nicht: Ihre Empfehlung für das Tech-Unternehmen bleibt bei „Buy“. Das Geschäft von Teamviewer brummt, der Aktienkurs befindet sich auf einem Rekordniveau. Die Software des Unternehmens ist derzeit besonders gefragt: Mit ihr greifen IT-Experten von Unternehmen remote auf die Rechner ihrer Kollegen zu, wenn es Computer-Probleme gibt. Während das Tool weithin bekannt und erfolgreich ist, kann das Unternehmen auch mit weiteren, unbekannteren Features für das Homeoffice glänzen. So bietet es beispielsweise ein Conferencing-System, das als zuverlässige Alternative zu Zoom gesehen wird.

Milliardendeal bei Teamviewer ›

Visionär Steve Jobs

Siri, Alexa und kinderleichtes Einkaufen im Internet, riesige Datenspeicher, weit entfernt vom eigenen Rechner und nachverfolgbare Pakete: Steve Jobs sah es alles schon in den 80er- und 90-er Jahren voraus. Nicht alles realisierte er mit Apple, aber was er selbst anfasste, wurde irgendwann Gold. Kein Wunder also, dass er nach seinem Tod im Jahr 2011 in den meisten Nachrufen als Visionär geehrt wurde. Die erste neue Produktkategorie, die der Tech-Multi 2015 ohne ihn einführte, die Apple Watch, drohte auch zunächst zu floppen: Sie erfüllte einfach nicht die Erwartungen, die an Fitbits wie diese gestellt wurden. Fünf Jahre und einige Generationen des Wearables später hat sich die Smartwatch nun doch durchgesetzt.

Die Vorhersagen des Steve Jobs ›
Apple Watch vom Flop zum Erfolg ›

 

Intern: Vier Fragen an Wolfgang Fischer, Leiter Unified Communication & Collaboration DATEV eG

Welche Lösungen mussten in den letzten Wochen kurzfristig realisiert werden?  
Nachdem wir nahezu allen MitarbeiterInnen innerhalb kürzester Zeit die Arbeit aus dem Homeoffice ermöglichen wollten, war eine der größten Herausforderungen sicherlich die Bereitstellung der technischen Ausstattung für nahezu die gesamte Belegschaft. Wir haben uns aber bereits vor Covid-19 ausführlich mit dem Thema Kommunikations- und Kollaborations-Tools befasst und sind bereits sehr gut aufgestellt. Es ging vielmehr darum, die bereits bestehenden Kapazitäten deutlich auszuweiten.  

Geholfen hat uns, dass wir uns bereits die letzten Jahre intensiv mit dem Future Workplace beschäftigt hatten und u.a. eine mobile Arbeitsplatzstrategie die Grundlage für flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten von zuhause aus vorsieht. Dadurch gelang uns die Umstellung von der Arbeit im Office hin zum Homeoffice ziemlich zügig und reibungslos.

Aktuelle Herausforderungen im Daily Business?
„Business as usual“ kann momentan nicht stattfinden und wir müssen uns wohl alle auf die neue Situation einstellen – technisch, prozessual, sozial sowie emotional. Fragestellungen, die mich besonders beschäftigt haben bzw. es immer noch tun sind beispielweise: Wie sieht Führung aus dem Homeoffice aus? Wie ist die Stimmung der MitarbeiterInnen einzuschätzen? Ist man ausreichend präsent? Dennoch habe ich den Eindruck, je länger wir in dieser Situation verweilen desto mehr Normalität erhalten wir zurück, da sich Dinge Stück für Stück neu einspielen. 

Mir fehlt aber zugegebenermaßen der soziale Kontakt mit KollegInnen. Häufig hat man im Nachgang zu Meetings, an der Kaffeemaschine, oder bei zufälligen Begegnungen am Flur auf die Schnelle ein paar Sätze ausgetauscht. Dies lässt sich nur bedingt digital abbilden. 

Hat sich deine Arbeitswelt verändert?
In der Tat, die Ausnahmesituation hat meinen „normalen Arbeitsalltag“ gerade auf links gekrempelt. Ich musste meinen Alltag neu strukturieren, einen neuen Rhythmus, eine neue Routine und vor allem einen Modus finden, gemeinsam an inhaltlichen Themen zu arbeiten und diese voranzutreiben.

Meetings finden bei uns wie gewohnt statt mit dem einzigen Unterschied, dass sie nun über virtuelle Kanäle abgehalten werden. Dies erfordert neue Prozesse und ein gemeinsames Lernen einer neuen Meetingkultur.

Wohin hat dich der aktuelle Moment zu Neuem geführt? 
Nach nun fast acht Wochen im Homeoffice hat sich eine neue Form der „Work-Life-Balance“ eingestellt, was ich sehr begrüße. Ich arbeite zwar länger, es gibt aber auch tagsüber Freiräume, die ich bislang nicht hatte, um zum Beispiel mal zwischen zwei Videocalls eine kurze Auszeit in der Sonne zu nehmen. 

Ich bedanke mich für das Interview – bleibt gesund!

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